15 Jahre Biosphärenpark Wienerwald
Von Michael A. Götzinger
Ein Vortrag vom 16.11.2021 als PDF-Datei.

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Mineralpigmente - Farben der Erde
Von Michael A. Götzinger
Diese Arbeit gibt einen Überblick über mineralische Farbpigmente, ihre Verfügbarkeit, Vorkommen und Verwendung seit der Ur- und Frühgeschichte und beleuchtet auch aktuelle Ökotrends.


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Basisinfo Biosphärenpark Wienerwald

Biosphärenpark Konzept aus dem UNESCO Programm „Man and the Biosphere“:


Biosphärenpark Wienerwald


Kenndaten:
Vorgaben der UNESCO und landesrechtliche Grundlagen:

Weiterführende Informationen:                                        Baisinfo B. W. Management GmbH
http://www.biosphaerenpark-wienerwald.org
http://www.biosphaerenparks.at/biosphaerenparks/
http://www.unesco.org/mab/wnbrs.shtml

Basisinfo B. W. Management GmbH



Erläuterungen und Texte zu den 17 Tafeln:


1) Geologie des Wienerwaldes

Der Wienerwald ist uns bekannt als hügeliges Mittelgebirge, schroffe Felsen und Wände kommen nur in seinem südlichen Bereich vor. Der Grund dafür liegt im geologischen Aufbau.

Der zentrale und größte Bereich des Wienerwaldes wird von der Flyschzone („Sandstein-Wienerwald“) gebildet. Nördlich davon schließt die Molassezone an, die aus Abtragungs-gesteinen besteht. Südlich der Flyschzone liegen die Kalkvoralpen, die von Karbonatgesteinen aufgebaut werden. Im Osten werden Flyschzone und Kalkvoralpen von den neogenen Sedimenten des Wiener Beckens bedeckt, wobei diese Gesteine in Buchten weit hineingreifen (Grub-Gaadener Bucht, Berndorf-Gainfarner Bucht).

Die Flyschzone ist tektonisch in mehrere Decken gegliedert (Nordrandzone, Greifensteiner Decke, Kahlenberger und Laaber Decke). Dazwischen liegen zwei Klippenzonen (Hauptklippen-zone mit Grestener Klippenzone und die Sulz – St. Veiter Klippenzone). Das Alter der Flysch-Sedimente liegt zwischen Unterkreide (etwa 130 Mio. J., Wolfpassinger Schichten) und dem Eozän (etwa 50 Mio. J., Greifensteiner Schichten).
Mengenmäßig überwiegen in der Flyschzone Quarz-Sandsteine, die häufig eine gradierte Schichtung aufweisen (unten grobkörnig, nach oben feiner werdend). Das ist die Folge von sedimentierten Trübeströmen in Meeresbecken, die durch Erschütterungen (z.B. Erdbeben) ausgelöst als Suspensionen in die Tiefe gleiten. Aus diesen fallen zuerst die grobkörnigen Minerale aus (meist Quarz), und erst später folgen die feinkörnigen Tonminerale. In der darauf folgenden „Stille“ konnte sich wieder Leben entfalten und deshalb findet man Lebensspuren in den tonig-mergeligen Anteilen der Flysch-Sedimente: Grab- und Fress-Spuren etwa von Seeigeln.
Die dickbankigen Quarz-Sandsteine waren begehrte Bausteine, die in großen Mengen in vielen Steinbrüchen gewonnen wurden.
Die Nordrandzone („Neokom-Flysch“) und die Klippenzonen weisen erhebliche Anteile von Karbonatgesteinen (meist Kalke) auf. Hierin finden sich auch gut erhaltene Körperfossilien (Muscheln, Schnecken, Ammoniten).

Der unterschiedliche geologisch-lithologische Untergrund spiegelt sich auch im Pflanzenbe-wuchs wieder: Buchen-, Hainbuchen- und Eichen-Mischwälder dominieren. In Abhängigkeit von der Klüftung und Zusammensetzung des Gesteins ergeben sich feuchte oder trockene Standorte (z.B Trockenrasen mit seltenen Pflanzen).

Die Molassezone bildet das nördliche Areal des Wienerwaldes. Es handelt sich um neogene Brackwasser- und Meerwasser-Sedimente: Tone mit Glanz-Braunkohlen, Konglomeraten, Sanden (Melker Quarzsande), dem Buchberg-Konglomerat (mit Flysch-Komponenten) und dem sandig-tonigen Schlier. Am Beginn (etwa vor 23 Mio. J.), dominiert Abtragungsmaterial aus dem Grundgebirge der Böhmischen Masse, später sind es Sedimente aus dem Süden (Bildung der Alpen), die von der Flyschzone beeinflusst werden (bis etwa vor 17 Mio. J.). Diese wurde im Zuge der Gebirgsbildung teilweise weit über die Molassezone überschoben.
Aufgrund der Heterogenität der Gesteine treten Pflanzengesellschaften auf, die sowohl kalkarme als auch kalkreiche Böden bevorzugen.

Die Karbonatgesteine der Kalkvoralpen bilden den eher kleinen Südteil des Wienerwaldes. Als ältestes Gestein ist der oberpermische Gips (ca. 250 Mio. J. alt) als Basis der Kalkalpen zu nennen. Weiters folgen aus der Trias Gutensteiner Schichten, Reiflinger Kalk (z.B. der Peil-stein) und Wettersteindolomit. Weite Bereiche bestehen aus Hauptdolomit (210 Mio. J. alt)
Als Gesteine des Zeitalters Jura und der Kreide sind erwähnenswert: rote Hierlatz-Crinoiden-kalke (Tirolerhof-Gießhübel) und Jura-Hornsteinkalke, hellgraue Aptychenschichten (Ober-Jura bis Unter-Kreide; Kaltenleutgeben).

Gosau-Ablagerungen (Ober-Kreide bis Unter-Neogen) treten in der Gießhübler Mulde, aber auch westlich Pfaffstätten zutage.
Die Böden in den Kalkvoralpen weisen oft ein AC-Profil auf: Die dünne Humusdecke liegt direkt dem geklüfteten Karbonatgestein auf, der Boden trocknet schnell aus (Bildung von Trockenrasen).

Die Sedimentgesteine des Neogen im Wiener Becken umfassen im Ostteil des Wienerwaldes Konglomerate (Enzesfeld-Lindabrunn), Kalke (Lithothamnienkalk, Leithakalk), Tone (Badener Tegel) des Badeniums (Alter 15 Mio. J.), Kalksandsteine (Atzgersdorfer Stein) und Tone (Hernalser Tegel) des Sarmatiums (Alter 12 Mio. J.) und Schotter, Sande und Tone sowie den Süßwasserkalk (Eichkogel S Mödling) des Pannoniums (Alter 9 Mio. J.). Vor allem Kalke und Tone sind stellenweise fossilreich (Muscheln, Schnecken, Fischzähne). Daraus lässt sich der Übergang von vollmariner Fauna (Badenium) über Brackwasser- (Sarmatium) zur Süßwasser-Fauna (Pannonium) nachvollziehen.

2) Geologie und Mineralische Rohstoffe
     mit einer Vitrine: Fossilien, Gesteine und Minerale


Mineralische Rohstoffe und Gesteine:
Im Wienerwald werden seit der mittleren Jungsteinzeit (4700 bis 4000 v. Chr.; Lengyel-Kultur) mineralische Rohstoffe gewonnen. Besonders der Hornstein von der Antonshöhe (Wien 23.) und vom Gemeindeberg (Wien 13.) war Ziel der Rohsteingewinnung für die Herstellung von Steinwerkzeug („Silex“).

Die wenigen Vorkommen von Erzmineralen im Wienerwald hatten kaum wirtschaftliche Bedeutung.
Kalkstein für Branntkalk (z.B. Gumpoldskirchen, Sattelbach) und die Gewinnung von Gips (z.B. Groisbach, Heiligenkreuz-Füllenberg, Mödling-Seegrotte und Preinsfeld) waren für Düngemittel und für die Bauindustrie wichtig. Dolomit (Gaaden) wird u.a. als Streusplitt eingesetzt.
Mergelige Gesteine (z.B. Aptychenschichten) waren Grundlage der Zementindustrie (Kaltenleutgeben).
Der Abbau von „Wienerwald-Ton“ wurde an mehreren Stellen für die Ziegelherstellung genutzt (z.B. Neulengbach, Eichgraben, Purkersdorf, Gablitz, Mauerbach).
Kohle unterschiedlichen geologischen Alters stand in einer Reihe von Bergbauen bis kurz nach dem 2. Weltkrieg zur Verfügung (z.B. Starzing).

Mengenmäßig haben jedoch die Quarz-Sandsteine der Flyschzone alle genannten Rohstoffe übertroffen: In vielen Steinbrüchen wurde der „Wienerwald-Sandstein“ zur Gewinnung von Bausteinen abgebaut (für Mauern, Häuser, Kirchen und für die Dammschüttung der Westbahn). Die Spuren dieses Gesteins lassen sich vom Wienerwald bis weit nach Wien hinein verfolgen (Stadtbahn/U4 und Wienfluss-Verbauung).

Text der Tafeln 1 und 2: Dr. Michael A. Götzinger; Layout: Ing. Wolfgang Zirbs
Institut für Mineralogie und Kristallographie, Univ. Wien
Althanstrasse 14 – Geozentrum, A-1090 Wien

3) Wertvoller Naturraum

Am Nordostrand der Alpen. Der Wienerwald ist eine hügelige bis leicht gebirgige Landschaft, die von zahlreichen kleineren Bach- und Flusstälern durchzogen wird. Er ist eine Klima- und Wetterscheide, da seine Hügelzüge eine Barriere für die vorherrschenden feuchten, atlanti-schen Westwinde bilden. Sein Ostrand ist daher klimatisch begünstigt und von pannonischem Klima geprägt. Nach dem vorherrschenden Grundgestein wird der Wienerwald in zwei geolo-gische Bereiche eingeteilt.

Der zur Flyschzone gehörende Sandstein-Wienerwald stellt den deutlich größeren Teil dar. Charakteristisch sind hier sanfte Geländeformen und abgerundete Höhenzüge. Im Norden fällt das Sandstein-Gebiet zum Tullnerfeld und zur Donau ab.
Der im Südosten gelegene Kalkstein-Wienerwald ist Teil der nördlichen Kalkalpen. Er zeigt schroffere Geländeformen mit teilweise steil herausragenden Felswänden, Felsformationen und zahlreichen Höhlen.
Im Übergangsbereich zum Wiener Becken spricht man von der Thermenlinie, einer geologi-schen Bruchzone, die Thermalquellen zu Tage bringt. Im Süden wird der Wienerwald durch die Täler der Triesting und der Gölsen begrenzt, im Westen durch den Laabenbach und die Große Tulln.

Europaweit bedeutend. Der Wienerwald ist ein Zentrum der biologischen Vielfalt in Europa. Hier treffen verschiedene biogeographische Regionen und Klimabereiche aufeinander. Unterschiedliche geologische Bedingungen, der deutliche Höhenunterschied zwischen ca. 160m und fast 900m Seehöhe und nicht zuletzt die Tätigkeit des Menschen ließen vielfältige Lebensräume entstehen. Sie sind die Grundlage für den außerordentlichen Reichtum an Tier- und Pflanzenarten.

„Grüne Lunge“. Buchenwälder wie sie in Mitteleuropa in dieser Ausdehnung kaum noch zu finden sind, prägen weite Bereiche des zu mehr als 60% bewaldeten Gebietes. Die positiven Wirkungen der Wälder auf Klima, Luft und Wasserhaushalt sind unverzichtbar für den nahen Ballungsraum Wien. Bemerkenswert ist auch die Vielfalt der 25 unterschiedlichen Waldtypen. Darunter sind etwa die österreichweit größten Flaumeichen-Bestände und die einzigartigen Schwarzkiefernwälder am Ostrand des Wienerwaldes.

Vom Menschen geschaffen. Lebensräume der Kulturlandschaft lockern auf mehr als einem Viertel der Gesamtfläche das dichte Waldland auf. Durch rücksichtsvolle landwirtschaftliche Bewirtschaftung sind unterschiedliche Wiesentypen, Weiden und Äcker, Wein- und Obstkul-turen entstanden. Kleinräumige Strukturen wie Hecken, Raine, Böschungen, Gewässer mit Begleitgehölzen und Brachen bereichern auch Landschaftsbild und Erholungswert des Wienerwaldes. In den Siedlungsräumen stellen weitläufige Garten- und Parklandschaften wichtige Lebens-räume dar.

Für die Zukunft geschützt. Fast flächendeckend Landschaftsschutzgebiet, großflächig auch Teil des europäischen Natura 2000 Netzwerks, Naturparke (4), Naturschutzgebiete und Natur-denkmale – Zur Erhaltung der herausragenden Naturwerte wurden im Wienerwald in der Ver-gangenheit unterschiedliche Schutzkategorien ausgewiesen.

Text der Ausstellungstafel (B. W. Management GmbH)

4) Traditioneller Wirtschaftsraum

Wirtschaftsfaktor Wald. Die Besiedlungsgeschichte des Wienerwaldes reicht zurück bis in die Jungsteinzeit. Holz aus dem Wienerwald wurde seit jeher als vielseitiger Werkstoff, Baumaterial und Energieträger verwendet. Dennoch blieben, auch aufgrund der Jagdinteressen der Landes-herren, bis ins Mittelalter weite Waldflächen frei von Holznutzung.
Heute wird im Wienerwald fast flächendeckend Forstwirtschaft betrieben. Sie erfolgt aber längst nach strengen gesetzlichen Vorgaben und orientiert am Prinzip nachhaltiger Bewirtschaftung. Nur wenige, kleinflächige Waldbereiche wurden in den letzten Jahren schon nicht mehr forstlich bewirtschaftet.
Lang zurück liegen die Zeiten, da Teile des Wienerwaldes durch intensive Holznutzung er-schlossen wurden. So geht etwa Klausen-Leopoldsdorf auf die gezielte Ansiedlung von Holz-fällern zurück. Diese schlugen im Einzugsgebiet der Schwechat Brennholz ein und schwemm-ten es mit einem aufwendigen System von Klausen Richtung Wien. Geschichte sind heute auch manche früher bedeutsamen Waldnutzungsarten wie die Gewinnung von Pech oder die Köhlerei.
Zunehmend Bedeutung gewinnen neben der Faser-, Schnitt- und Wertholzproduktion moderne Formen der Energiegewinnung aus Waldbiomasse.

Landwirtschaft im Wandel. Mit der aufkommenden Landwirtschaft wurden die weiten Wald-flächen aufgelichtet. Viehhaltung, Milch- und Heuproduktion ließen eine Landschaft von Wiesen und Weideflächen mit kleinteiligen Strukturen entstehen. Bis ins 20. Jahrhundert spielte die Landwirtschaft im Wienerwald eine bedeutende Rolle für die Versorgung von Wien mit Nahrungsmitteln und Pferdefutter. Aus den Gemeinden am Nordrand des Wienerwalds, der heutigen Kleinregion „Fragnerland“, brachten etwa die „Fragner“ in nächtlichen Fußmärschen frische Lebensmittel wie Eier, Obst und Milchprodukte auf die Wiener Märkte.
Intensiver als heute waren phasenweise der Obst- und Weinbau an den klimatisch begünstigten Wienerwaldabhängen im Norden und Osten. Historische Weinorte locken bis heute mit boden-ständiger Heurigenkultur und kulinarischen Genüssen. Pferdehaltung hat zunehmende Bedeutung.

Die massiven Strukturveränderungen in der Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten sind etwa an sinkenden Betriebs- und Milchviehzahlen, steigenden Betriebsgrößen und starker Zunahme der Pferdehaltung abzulesen. Allzu starke Intensivierung und völlige Nutzungs-aufgabe sind gleicher Maßen ungünstig für Landschaftsbild, Erholungs- und Naturwert des Wienerwaldes.

Bergbau im Wienerwald. An vielen Stellen im Wienerwald wurden früher mineralische Rohstoffe abgebaut. Im Wienerwaldmuseum in Eichgraben erfährt man vom Glanzbraun-kohle-Abbau in Starzing südwestlich von Sieghartskirchen, der bis ins 20. Jahrhundert be-trieben wurde. Das ehemalige Gipsbergwerk in der Hinterbrühl ist heute als „Seegrotte“ ein „Top-Ausflugsziel“. Zahlreich verbreitet waren Steinbrüche, in denen Sandstein als Baumaterial gewonnen wurde. Auf wenige Standorte konzentriert, mitunter aber markant in der Landschaft erkennbar, sind noch aktiv betriebene Kalk- und Dolomitsteinbrüche.

Text der Ausstellungstafel (B. W. Management GmbH)

5) Bedeutender Kulturraum

Ur- und frühgeschichtliche Besiedlung. Österreichs ältester Bergbau auf Hornstein („Silex“) aus der mittleren Jungsteinzeit liegt im Wienerwald (Antonshöhe in Wien 23., Mauer). Bedeu-tende Siedlungsreste der Bronzezeit (besonders der Urnenfelder-Kultur) finden sich auf mehreren Wienerwald-Bergen (Buchberge bei Alland und bei Ma. Anzbach) und Funde aus der Keltenzeit runden das Bild ab.

Provinzgrenze bei den Römern. Deutlichere Spuren als seine ersten prähistorischen Be-siedler hinterließen vor allem am Nord- und Ostrand des Wienerwaldes die Römer. So nutzten sie bereits die Schwefelquellen, die Baden noch heute zur bedeutendsten Kurtourismusstadt Niederösterreichs machen. Mit mehreren Straßen über den Mons Cetium, wie sie den Wiener-wald nannten, verbanden sie ihre Provinzen Noricum und Pannonien. An die 300 Hügelgräber aus dem 2. und 3. Jhdt. n. Chr. sind im Wienerwald bekannt (u. a. Au am Kracking)

Ostgrenze der Babenbergermark. Im Mittelalter war der Wienerwald lange Zeit ein schwer zu durchdringendes Grenzland nach Osten. Zahlreiche Burgen zeugen davon. Erst Kloster-gründungen wie Klosterneuburg, Heiligenkreuz, Klein Mariazell und Mauerbach gaben Impulse zur Besiedlung und Kultivierung der zentralen Bereiche des Wienerwaldes.

Wo das Gebirge beginnt. Im 19. Jahrhundert entdeckte die städtische Bevölkerung Wiens den nahen Wienerwald. Zunächst noch war er in der Romantik Vorbild für die Darstellung wilder Ge-birgsnatur, gegen die der Mensch anzukämpfen hatte. Zunehmend suchte man aber auch Erholung in der idyllischen Wienerwaldlandschaft. Grundlegende Techniken des Alpinismus wurden an Kalkwänden im Wienerwald erprobt. Erste Wanderwege, Schutzhütten und Aus-sichtswarten erschlossen den Wienerwald als Ausflugsgebiet.

Wohnen im Grünen. Entlang der neuen Eisenbahnlinien (Westbahn, seit 1858) entstanden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vielerorts Villen, die zur Sommerfrische genutzt wurden. Der Wunsch vieler Städter nach „Wohnen im Grünen“ führte insbesondere nach dem zweiten Weltkrieg zu einer sehr starken Ausweitung des Flächenverbrauchs für Siedlungs-räume und notwendige Infrastruktur. Die Sozialstrukturen vieler Wienerwaldgemeinden veränderten sich durch starken Zuzug.

Untrennbar verbunden mit der Siedlungsentwicklung ist die Zunahme des motorisierten Individualverkehrs, der mehr und mehr als Problem wahrgenommen wird.

Landschaft der Inspiration. Für den Tourismus von zentraler Bedeutung ist neben der Nähe zu Wien und dem Erholungswert der Wienerwaldlandschaft das reiche kulturelle Erbe der Region. Kunstschätze von Weltrang wie der Verduner Altar im Stift Klosterneuburg aber auch nicht so bekannte Juwele lohnen einen Besuch. Der Wienerwald inspirierte zahlreiche Künstler und Wissenschafter zu Spitzenleistungen in Musik, Theater, Malerei, Baukunst und Forschung.

Grünraum Wien. Nicht nur für seine direkte Wohnbevölkerung von mehr als 200.000 Men-schen sondern für den gesamten Ballungsraum Wien ist der Wienerwald ganzjährig ein unverzichtbares Naherholungsgebiet. Vielfältige Nutzungsinteressen treffen hier aufeinander. Die enge Verzahnung des wertvollen Naturraums mit der Großstadt macht den Wienerwald zu einem einzigartigen Kulturraum, der international hohe Beachtung findet.

Text der Ausstellungstafel (B. W. Management GmbH)
Erster Absatz ergänzt: M. Götzinger

6) UNESCO Biosphärenparks

Weltweites Netzwerk. In den 1970er Jahren wurden erste Biosphärenreservate als Schwer-punktgebiete für die Erforschung von Mensch - Umwelt Beziehungen im Rahmen des MaB-Programms der UNESCO eingerichtet. So wurde seit 1977 auch in Österreich in vier Gebieten umfangreiche Umweltforschung betrieben.

In Folge des „Erd-Gipfels“ in Rio de Janeiro 1992 wurde die Idee der Biosphärenreservate weiterentwickelt zu einem modernen Schutz- und Entwicklungskonzept für Regionen von internationaler Bedeutung. Derzeit bilden 482 repräsentative Gebiete in 102 Staaten das weltumspannende Netz der Biosphärenreservate.
Grundlage dafür sind verbindliche Leitlinien und die 1995 im Rahmen einer UNESCO-Kon-ferenz in Spanien beschlossene „Sevilla Strategie“. Diese umfasst Kriterien, Ziele und Empfehlungen, wie Biosphärenparks zu errichten und zu entwickeln sind. Völkerrechtlich sind diese Vorgaben nicht bindend. Länder die Biosphärenparks einrichten, bekennen sich freiwillig zu deren Umsetzung.

Als erster Biosphärenpark Österreichs nach moderner Konzeption wurde im Jahr 2000 das Große Walsertal in Vorarlberg von der UNESCO anerkannt.

Schutz und Nutzung. Neben Naturschutzzielen, wie sie bei Nationalparks im Zentrum stehen, finden in Biosphärenparks gleichrangig auch Nutzungsinteressen des Menschen Berücksichti-gung. Als Modellregion für nachhaltiges Handeln sollen in einem Biosphärenpark Leben und Wirtschaften an der Idee der Nachhaltigkeit orientiert werden. Ein verantwortungsbewusster Umgang mit natürlichen Ressourcen wie Wasser, Luft, Boden und der biologischen Vielfalt soll hier als wesentliche Grundlage für dauerhaft hohe Lebensqualität und wirtschaftlichen Erfolg
bewusst gemacht und vorgelebt werden.

Drei Funktionen eines Biosphärenparks:

Schwerpunktgebiete für Forschung seit 1977
Modellregion für nachhaltige Entwicklung – der Wienerwald seit 2005

Begriffserklärungen:
UNESCO:  Teilorganisation der UNO für Bildung, Wissenschaft und Kultur
MaB:  „Man and the Biosphere“ („Der Mensch und die Biosphäre“), internationales Umwelt-
forschungsprogramm der UNESCO
Biosphärenpark:  in Österreich verwendeter Begriff für Biosphärenreservat (engl.: Biosphere
Reserve)
Biosphäre:  der belebte Teil der Erde, die Gesamtheit der Ökosysteme
Bios:  das Leben
Sphäre:  der Raum
reservare:  bewahren
Nachhaltigkeit:  Handlungsprinzipien, die gleichermaßen die ökologischen, wirtschaftlichen und
gesellschaftlichen Lebensgrundlagen dauerhaft tragfähig erhalten und entwickeln.

Text der Ausstellungstafel (B. W. Management GmbH)

7) Der Wienerwald ist Biospärenpark

Der Weg zum Biosphärenpark. Im „Wienerwald-Millenniumsjahr“ 2002 beschlossen die Länder Niederösterreich und Wien, gemeinsam eine Entwicklung des Wienerwaldes als Bio-sphärenpark zu initiieren. Damit sollen die herausragenden Naturwerte der Region in Abstim-mung mit den vielfältigen Nutzungsinteressen des Menschen dauerhaft gesichert werden. Nach kaum zweieinhalb jähriger Vorbereitung wurde im Frühjahr 2005 der Antrag auf internationale Anerkennung des Wienerwaldes als Biosphärenpark an die UNESCO übermittelt.

Die Vorprüfung durch das MaB Nationalkomitee der Österreichischen Akademie der Wissen-schaften erbrachte eine sehr positive Bewertung der Planungsarbeit. Im Juni 2005 wurden in Paris von einem internationalen Expertengremium der UNESCO 28 Anträge geprüft. 22 davon, darunter der Wienerwald, wurden positiv beurteilt und in das weltweite Netz der Biosphären-parks aufgenommen.

Organisatorische und rechtliche Grundlagen. Zur Koordination der Planung in enger Zusam-menarbeit mit Dienststellen beider Länder wurde von Niederösterreich und Wien gemeinsam das Biosphärenpark Wienerwald Management eingerichtet. Als eigenständige GmbH organi-siert wird es weiterhin den Biosphärenpark repräsentieren und seine Entwicklung unterstützen.

Die rechtliche Verankerung des Biosphärenpark Wienerwald erfolgte durch Landesgesetze und darauf basierende Verordnungen. Die Zusammenarbeit der Länder Niederösterreich und Wien bei Errichtung und Betrieb des Biosphärenparks wurde in einer Vereinbarung nach Art. 15a Bundes-Verfassungsgesetz geregelt (im Jahre 2006).

Fläche und Bevölkerung. Der Biosphärenpark Wienerwald umfasst eine Gesamtfläche von 105.645 ha, von der etwa 9% in Wien liegen. Anteil haben 51 niederösterreichische Gemeinden und 7 Wiener Gemeindebezirke. Die Wohnbevölkerung dieser Gebietskörperschaften beträgt zusammen rund 750.000. Rund 200.000 Bewohner leben unmittelbar im Gebiet des Bio-sphärenparks.

Auszeichnung und Herausforderung. Das UNESCO Prädikat Biosphärenpark ist eine Auszeichnung, die auch mit einer großen Herausforderung verbunden ist. Es steht als Instru-ment für eine nachhaltige Entwicklung des Natur- und Kulturraums Wienerwald zur Verfügung.

Die Entwicklung zu einer Modellregion, wo Schutz und Nutzung der natürlichen Ressourcen harmonisch einhergehen, steht aber erst am Beginn. Nutzen wir die Chance durch gemeinsame Aktivitäten und engagiertes Handeln - die Zukunft liegt in unserer Hand!

BIOSPHÄRENPARK WIENERWALD MANAGEMENT:
B. W. Management GmbH
https://www.bpww.at/de
Die Zukunft liegt in unserer Hand. Eine Initiative der Länder Niederösterreich und Wien

Text der Ausstellungstafel (B. W. Management GmbH)

8) Zonen im Biosphärenpark:
Kernzonen, Pflegezonen, Entwicklungszonen


Verschiedene Ziele – verschiedene Zonen. Die UNESCO gibt die räumliche Gliederung eines Biosphärenparks in drei Zonen vor. Durch unterschiedliche Schwerpunkte soll die Umsetzung der Funktionen eines Biosphärenparks (Schutz von Ökosystemen, nachhaltige Regional-entwicklung, Umweltforschung und Umweltbildung) unterstützt werden.

Kernzonen. In Kernzonen haben die Schutzziele Vorrang. Die Natur soll sich hier möglichst frei von menschlichen Eingriffen entwickeln können.

Im Biosphärenpark Wienerwald umfassen die Kernzonen ausschließlich Waldflächen. Sie sind über den ganzen Wienerwald verteilt und repräsentieren auf etwa 5% der Gesamtfläche über 20 unterschiedliche Waldtypen.

Die Kernzonen garantieren eine Waldentwicklung geprägt von natürlich ablaufenden Pro-zessen. Bäume können hier viele hundert Jahre alt werden, selten gewordenes Totholz bietet Lebensraum für Pilze und viele spezialisierte Tierarten.

In den Kernzonen gibt es keine forstwirtschaftliche Nutzung mehr. Die Einbindung in den Planungsprozess und vertraglich gesicherte Entschädigungen veranlassten die Eigentümer zum freiwilligen Nutzungsverzicht. Als Naturschutzgebiete genießen die Kernzonen den von der UNESCO verlangten rechtlichen Schutz. Vorhandene Wege stehen Erholungssuchenden weiterhin zur Verfügung.
Rücksichtsvolles Verhalten wird im Naturwald sicher mit eindrucksvollem Naturerlebnis belohnt. Forschung in den Kernzonen soll neue Erkenntnisse über Waldökosysteme liefern, die auch im Wirtschaftswald verwertbar sind.

Pflegezonen. Pflegezonen im Offenland zeichnen die naturschutzfachlich wertvollsten Bereiche außerhalb des Waldes und der Siedlungen aus. Die Bewirtschaftung dieser Flächen ist weiter-hin ohne neue rechtliche Auflagen und Beschränkungen möglich. Es braucht gerade eine rücksichtsvolle Nutzung, um die reich strukturierte Kulturlandschaft mit Wiesen und Weiden, kleinteiligen Äckern sowie Obst- und Weinkulturen zu erhalten. Waldflächen, die als Pflege-zonen ausgewiesen sind, erfüllen eine Pufferfunktion um Kernzonen. Besondere Waldgebiete sowie Uferbereiche von Bächen sollen als Pflegezonen besonders schonend und naturnah bewirtschaftet werden.

Entwicklungszone. Alle Flächen des Biosphärenparks, die nicht Kern- oder Pflegezonen sind (ca. 76%) gehören zur Entwicklungszone. Den größten Teil machen bewirtschaftete Waldflä-chen aus. In den landwirtschaftlich genutzten Flächen der Entwicklungszone dominieren je nach Teilregion Grünlandwirtschaft mit Wiesen, Weiden und Viehhaltung, Ackerbau oder Wein- und Obstbau. Auch alle städtischen und ländlichen Siedlungsgebiete, Betriebs- und Verkehrs-flächen im Biosphärenpark sind Teil der Entwicklungszone.

Die Entwicklungszone ist der „Hauptentfaltungsraum“ für die Aktivitäten des Menschen im Biosphärenpark. Besonders in den flächenwirksamen Bereichen Land- und Forstwirtschaft sowie Siedlungsentwicklung sollen gleichermaßen ökologisch, wirtschaftlich und soziokulturell nachhaltige Nutzungsweisen angestrebt werden.

Text der Ausstellungstafel (B. W. Management GmbH)

9) Gelebte Nachhaltigkeit

Partnerschaft für die Landschaft. Seit Generationen erzeugen die Bäuerinnen und Bauern im Wienerwald nicht nur gesunde Lebensmittel für die Menschen in und um Wien, ganz nah und ohne lange Transportwege. Durch Bewirtschaftung von Wiesen, Weiden und Äckern, Wein-gärten und Streuobstwiesen pflegen sie die reizvolle Landschaft, die tausende Erholungs-suchende täglich aufsuchen und genießen.

Viele Wienerwald Bewohner schätzen die Erzeugnisse und Leistungen der Bauern in der Region. Durch die Entscheidung für regionale Produkte können wir Konsumenten wesentlich dazu beitragen, dass Nachhaltigkeit mehr als ein Schlagwort ist. Stammkunden von Hofläden und Direkt-Vermarktern, Heurigen und Mostschenken, sind Partner unserer Landwirte. Ebenso die regionalen Gastronomie- und Gewerbebetriebe, die branchenübergreifend zusammen-arbeiten und zu einer wirtschaftlich vitalen Entwicklung beitragen.

„Gutes zum Genießen“. Das bieten an die 30 Betriebe aus Landwirtschaft, Gewerbe und Gastronomie. Als Verein „Vermarktungsgemeinschaft Wienerwald“ treten sie mit einer weiten Produkt- und Leistungspalette auf, die nur durch die Zusammenarbeit möglich ist. Erfolgreich etabliert sind die „Wienerwald-Geschenkkörbe“ und ein bodenständiges Buffetservice mit regio-nalen Köstlichkeiten. Das „Wienerwald Weiderind“ soll die Freilandhaltung von Rindern wieder verstärkt attraktiv machen. Fleischhauer und Wirte vermarkten Qualitätsrindfleisch aus dem Wienerwald als Alternative zu Ware aus Übersee.

Reiterlebnis Wienerwald. Der Pferdesport erfreut sich im Wienerwald zunehmender Beliebt-heit. Er hat sich zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor entwickelt. Reitschulen, Zucht-, Ausbildungs- und Einstellbetriebe sowie Kutschenfahrer, aber auch Gasthäuser und Heurigen-betriebe präsentieren sich mit Unterstützung der Tourismusdestination Wienerwald gemeinsam als ARGE Reiterlebnis Wienerwald. Vom Bedarf nach Heu durch den Pferdeboom profitiert auch die Landschaft, da die Wiesenbewirtschaftung dadurch weiterhin wirtschaftlich Sinn macht.

Heubörse im Wienerwald. Regionale Anbieter und Abnehmer von Heu im Wienerwald zu-sammen zu bringen ist die Idee der Heubörse. In einer zentralen Datenstelle beim Maschinen-ring Neulengbach werden Heuüberschüsse von Landwirten und Heubedarf z.B. von Pferde-haltern erfasst. Die Heubörse vermittelt dann Kontakte zwischen Heu-Anbietern und Heu-Verbrauchern im Wienerwald, garantiert hohe Futterqualität und sorgt für Liefersicherheit und kurze, optimierte Transportwege. Die Heubörse bringt Anbieter und Abnehmer zusammen.

Eine Initiative der Länder Niederösterreich und Wien www.biosphaerenpark-wienerwald.org

Text der Ausstellungstafel (B. W. Management GmbH)

10) Wienerwald Weiderind
       aus dem Biosphärenpark Wienerwald

Vermarktungsgemeinschaft Wienerwald – Die regionale Partnerschaft im Biosphärenpark


Regionale Produktion aus kleinräumiger Kulturlandschaft:
Wenn Sie Fleisch vom Wienerwald Weiderind kaufen, wissen Sie, woher das Fleisch kommt und wie es produziert wird. Sie unterstützen dabei die regionale Landwirtschaft und tragen zur Erhaltung Ihres eigenen Lebens- und Erholungsraumes bei.

200 Weidetage extensiver statt intensiver Rinderhaltung mit Rücksichtnahme auf die Natur-schutzziele in einem artgerechten Umfeld, traditionell und nachhaltig, mit kurzen Transport-wegen. Futterbasis sind die Wiesen und Weiden des Wienerwaldes, das gentechnikfreie Kraftfutter (im Winter im tiergerechten Laufstall) stammt aus Österreich.
Strenge Produktionskontrollen nach dem AMA-Gütesiegel (nach stressfreier Schlachtung) sorgen für Sicherheit und höchste Fleischqualität.

„Wienerwald Weiderind“ ist eine Initiative der Vermarktungsgemeinschaft Wienerwald.

Verein Vermarktungsgemeinschaft Wienerwald c/o
Büro Regionalmanagement  Wien – Umland
A-2500 Baden, Schwartzstrasse 50

Text der Ausstellungstafel (B. W. Management GmbH)

11) Wienerwaldwiesen (1)

Wiesengeschichte(n) - vom Wald zur Wiese

Bis zur Etablierung der frühen Bauernkulturen ab ca. 5000 v. Chr. war Mitteleuropa weitgehend von Wald bedeckt. Nur wo es für Wald zu feucht oder zu trocken war oder Naturereignisse wie Lawinen und Windwurf die Waldentwicklung störten, dominierten Gräser und Kräuter die Vege-tation. Durch Rodungen wurden Weideflächen geschaffen. Wiesen entstanden aus dem Bedarf, auch Winterfutter für das Vieh zu haben. Einmähdige Futterwiesen mit geringer Nährstoffzufuhr sind seit rund 1000 Jahren bekannt.
Die Bauern brauch(t)en gutes Viehfutter. Die unterschiedliche Pflege und Nutzungsweise ließ über die Zeit auf den verschiedenen Standorten eine Vielfalt an Wiesentypen entstehen. Streuwiesen, Magerwiesen, Fettwiesen,…- viele mit siebzig und mehr verschiedenen Gras- und Kräuterarten.

Von der Wiese zum Grünland
Die zunehmende Spezialisierung der Landwirtschaft in Ackerbau, Viehzucht und Veredelung von Produkten ab dem Mittelalter erforderte größere Wiesen. Die Aufgabe der Dreifelder-wirtschaft und die Zunahme des Kleeanbaues zur Viehfütterung ab dem 18. Jahrhundert ermöglichte die Entwicklung vieler der heute "klassischen" Wiesentypen.
Moderne Futterwiesen konnten auf Basis verbesserter Züchtungen für höheren Futterwert, verbesserter Erntetechnik und Meliorationsmaßnahmen auf den Flächen erst in den letzten dreißig Jahren entstehen. Sie allerdings beherbergen nur noch wenige Arten, die häufige Düngung und Mahd ertragen.

Zurück zum Wald
Nach einem Modernisierungsschub der Landwirtschaft in den 1950er Jahren erfolgte eine Umstellung, die sich bis heute auf die Wienerwaldwiesen auswirkt: der Rückgang der Vieh haltenden Betriebe. Generell wird seit damals der Heubedarf geringer, der Qualitätsanspruch an das Heu aber höher. Dies führt einerseits zu einer Aufgabe der Wiesenbewirtschaftung, andererseits zu einer Intensivierung und Vereinheitlichung der Pflanzenbestände.
Nicht nur aus Naturschutzsicht sind diese Entwicklungsrichtungen im Extrem nicht wünschens-wert. Auch unser Landschaftsbild vom Wienerwald, das geprägt ist von der Verzahnung von Wald und offener Wiesenlandschaft, ginge damit verloren.
Selbst wenn noch dreißig Jahre nach Aufgabe der Heugewinnung typische Wiesenarten in Brachen und aufkommenden Waldbeständen nachzuweisen sind: eine Wiederherstellung bunter Blumenwiesen ist schwierig, bei manchen Wiesentypen nahezu unmöglich. Es mag provokant klingen, aber wo die natürliche Waldbedeckung zurückkommt, sinkt die Lebensraum- und Artenvielfalt.

Zukunft für Blumenwiesen
Gerade die artenreichsten Wiesen sind oft nur mit besonderem Aufwand und geringerem Mengenertrag zu bewirtschaften. Sie sind daher am stärksten von Verbrachung, Wiederbe-waldung oder Folgenutzungen wie Christbaumkulturen gefährdet.
Viele Bauern im Wienerwald stehen zu Ihren bunten Blumenwiesen und halten auch extensive Wiesennutzung aufrecht. Dabei ist allerdings auch die wirtschaftliche Seite der Wiesenpflege zu beachten. Leistungsabgeltungen aus dem Programm für umweltgerechte Landwirtschaft sind ein fairer Beitrag der Gesellschaft für die Leistungen der Wiesenbewirtschafter. Längerfristig braucht es aber auch ein stärkeres Bewusstsein bei den Konsumenten für den Zusammenhang von ökologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Faktoren. Je stärker die regionalen Wiesenprodukte nachgefragt und damit in Wert gesetzt werden können, desto nachhaltiger wird die notwendige ökonomische Basis gegeben sein.
Heu von Wienerwaldwiesen für die tausenden Reitpferde in der Region, regional erzeugte Lebensmittel aufbauend auf der langen Viehhaltungstradition im Wienerwald aber auch neue, unkonventionelle Verwertungsideen für Wiesenschnitt werden wichtige Säulen für die Erhaltung der Wiesenvielfalt im Wienerwald sein.

Text der Ausstellungstafel (B. W. Management GmbH)

12) Wiesen (2)

Zwischen Ökologie und Ökonomie
Von den 105 376 ha des Biosphärenparks Wienerwald ist mit 31 008 ha rund ein Drittel Offen-land. Dazu zählen Äcker ebenso wie Wiesen und Weiden. Wieder etwa ein Drittel davon entfällt auf die "Pflegezone", wo Nutzung und Schutz im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung im Ein-klang miteinander existieren sollen. Obwohl 94 Prozent der Fläche des Wienerwaldes auf Niederösterreich entfallen, wohnen rund 80 Prozent der Bevölkerung der "Grünen Lunge" auf Wiener Territorium. Dies ist für viele landwirtschaftliche Betriebe eine wirtschaftliche Heraus-forderung, die mit großem Ideenreichtum angenommen wird.

Wenn ich nur Bauland hätt`…
Die Flächenwidmung im Wienerwald in den letzten dreißig Jahren ist aus Naturschutzsicht ein unrühmliches Kapitel. Von 1973 bis 1990 ist die landwirtschaftliche Nutzfläche um ein Viertel zurückgegangen, zumeist zu Gunsten von Bauland. Allzu oft wurde auch an erschließungs-technisch ungünstigen oder naturschutzfachlich wertvollen Stellen Bauland gewidmet. Ein zweischneidiges Schwert für die Landwirte. Für die, welche die Landwirtschaft aufgaben oder Produktionszweige umstellten, eine willkommene Wertsteigerung ihrer Flächen, für die Anderen oft eine zusätzliche Erschwernis.

Landwirtschaftliche Betriebsstruktur im Wandel
Der Verlust an Wiesen ist nicht nur auf Baulandwidmung zurückzuführen. In der Landwirtschaft selbst hat beispielsweise die Umstellung der Betriebsstruktur das ihrige dazu getan. Viehhal-tung wurde oftmals aufgegeben. Wiesen wurden entweder zu Äckern oder aufgeforstet. Exten-siv genutzte Wiesen, die klassisch bunten Blumenwiesen, nahmen besonders ab. Insbesondere bei Vieh haltenden Betrieben wurden die hofnahen Flächen zunehmend intensiver bewirtschaf-tet und wenig ertragreiche Flächen oder solche, die weit vom Hof entfernt lagen bzw. eine schlechte Zufahrt haben, aufgegeben.

Die NÖ LWK schätzt die Verteilung der Mähwiesen wie folgt ein:
10% sind extensive bzw. sehr mäßig intensive Wiesen mit einer Schnitthäufigkeit von 1 bis max. 2 mal und einer Düngehäufigkeit von alle 3-5 Jahre bei max. 5 000kg Ertrag. Etwa 70% ent-sprechen mäßig intensiven Wiesen mit zweimaligem Schnitt und bis zu jährlicher Düngung mit Wirtschaftsdünger (bis 6500 kg Ertrag). 20% sind intensiv genutzte Wiesen mit bis zu drei Schnitten und einer ein- bis zweimaligen Düngung mit Wirtschafts- und Mineraldünger pro Jahr (7.000 bis 8.000 kg Ertrag)

Wirtschaftsfaktor Wiese - neue Abnehmer für Heu gesucht!
Doch für diejenigen, die ihre Wiesen bewirtschaften ohne das Futter selbst zu brauchen, ist es zunehmend schwieriger geworden. Die Marktöffnung über die Grenzen Österreichs hinaus brachte Preiseinbrüche und die Abnehmer fehlten. Gäbe es da nicht ein paar wichtige Vorteile für das Wienerwaldheu, etwa gute Futterqualität und räumliche Nähe, sowie neue Betriebe mit Pferdehaltung, wäre die Tendenz weiter sinkend. Mit der Heubörse Wienerwald wurde eine Drehscheibe zwischen Anbietern und Abnehmern geschaffen und ein wichtiger Impuls für Wienerwaldheu gegeben. Energieerzeugung aus Heu, Herstellung von Dämmmaterial aus Heu und Vermarktung als Kleintierheu sind weitere zukunftsweisende Ideen.

Naturschutzinteressen - wer bezahlt die?
Seit Josef Schöffel (1832 – 1910) gibt es Schutzinteressen der vielfältigen Landschaft am Rande der Großstadt Wien zwischen Alpenrand und pannonischer Tiefebene. Diese galten vorerst dem Wald, heute aber auch zunehmend den Wiesen. Neben Einzelpersonen sind auch die Universitäten, Naturschutzverbände und Tourismusverbände auf die Besonderheiten in ihrer Nähe aufmerksam geworden. Nicht zu Vergessen die Österreichische Bundesforste AG und andere Großgrundbesitzer, die Flächen verpachten und sachgemäße Bewirtschaftung auch auf naturschutzfachlich wertvollen Wiesen verlangen.

Aus landwirtschaftlicher Sicht haben das ÖPUL mit seinen Förderungen für wertvolle Flächen (WF) und das Ökopunkte Modell die Weiterbewirtschaftung vieler dieser Wiesen ermöglicht. Auf Wiesen besonders magerer oder feuchter Standorte, wo nach strengeren Naturschutzauflagen gewirtschaftet werden muss, gibt es dazu auch Entschädigungszahlungen des Landes (Abt. RU5-Naturschutz).
Auch die Flächenwidmung kann Beiträge zum Erhalt der Wiesen leisten, etwa mit Widmungen die Grüngürtel festlegen oder auch landwirtschaftliche Vorrangflächen.

ÖPUL = Österreichisches Programm zur Förderung einer umweltgerechten, extensiven und den natürlichen Lebensraum schützenden Landwirtschaft

Text der Ausstellungstafel (B. W. Management GmbH)

13) Kulturlandschaftstypen im Biosphärenpark Wienerwald

Kulturlandschaftstypengruppen
(Legende zur Karte)
            [fett]    = bedeutende Flächengruppen
[202]    Große Waldinseln
[203]    Auwaldbänder entlang großer Flüsse
[204]    Walddominierte Schluchten und Engtäler
[205]   Walddominierte Mittelgebirge (größte Fläche)

[302]    Alpine Engtäler
[303]   Randalpine Rodungsinseln und -bänder
[307]    Außeralpine Täler und Mulden mit dominanter Grünlandnutzung
[311]    Hutweidekomplexe des außeralpinen Berg- und Hügellandes

[401]    Inneralpine Talböden und Becken (gemischte Nutzung)
[403]   Außeralpines Hügelland (dominanter Getreideanbau)
[404]    Außeralpine Becken und Talböden (dominanter Getreideanbau)
[407]    Randalpine Rodungsinseln mit gemischter Acker- Grünlandnutzung

[601]    Ebene Lagen (Weinbau-dominiert)
[602]    Hangzonen (Weinbau-dominiert)
[603]    Pannonische Acker-Weinbau-Komplexe

[702]   Verdichtungsgebiet entlang überregionaler Verkehrsachsen
[703]    Historisch gewachsene Industrie- und Siedlungslandschaft
[705]    Kleinstädtischer Siedlungsraum

Text: Dr. Thomas Wrbka et al. (2002): Kulturlandschaftsgliederung Österreich.-
Univ. Wien, Department für Naturschutzbiologie, Vegetations- und Landschaftsökologie
A-1090 Wien, Althanstrasse 14 - Biozentrum

14) Eichgraben als Biosphärenparkgemeinde (1)

Was kann die Marktgemeinde Eichgraben in den Biosphärenpark Wienerwald einbringen?

Eichgraben (Gesamtfläche 8,88 km2) ist eine Wienerwaldgemeinde, die im Landschaftsschutz-gebiet liegt, wodurch dem Orts- und Landschaftsbild, sowie dem Schutz der Natur eine gestei-gerte Bedeutung zukommt. Durch das Vorhandensein von zahlreichen Wäldchen, Wiesen, Gräben und Bächen, wie der Anzbach und der Nagelbach (Schattaubach) ist eine hohe Wohn-qualität, was den Grünraum betrifft, gegeben.

Ein Teil der Wiesen im Siedlungsgebiet wurde zwar in Bauland umgewidmet, da die Besitzer vorerst jedoch von einer Bebauung absehen, werden diese Wiesen von einem Landwirt mitge-mäht. Da hier in der Regel auf Düngung verzichtet wird, konnten sich magere, aber artenreiche Wiesen erhalten. Freiräume im Siedlungsgebiet können die Lebensqualität der Anrainer maß-geblich verbessern, sowie vor allem Kindern Naturerlebnisräume zur Verfügung stellen.

Im unmittelbaren Siedlungsbereich (in Gärten) wirken Altbaumbestände und Wiesen, die maximal zwei Mal pro Jahr gemäht werden, als ökologische Bereicherung (z.B. für Specht, Orchideen).

Die Wälder Eichgrabens liegen großteils am Rande des Gemeindegebietes. Es gibt einige kleine Restwaldinseln im Siedlungsgebiet, die besonders entlang Wasser führender Gräben oder periodisch Wasser führender Gerinne erhalten geblieben sind. Die Baumartenzusam-mensetzung ist zum Großteil ein Mischbestand ursprünglicher Arten aus Rotbuche, Hainbuche, Trauben- und Stieleiche, sowie aus anthropogen eingebrachten Arten wie die Gemeine Kiefer, Lärche, Gemeine Fichte und selten Tanne. Die Wälder bieten auch diversen Amphibien (vor allem Erdkröte, Grasfrosch, Feuersalamander und Gelbbauchunke). Gewässer und alte Steinbrüche stellen bereichernde Zusatzstrukturen dar.

Bereits im Jahre 1997 fasste der Eichgrabner Gemeinderat unter BM DI Kurt Müller den Beschluss das Kulturlandschaftsprojekt Eichgraben zu verwirklichen.

Was wurde gemacht?



Was sind die wesentlichen Ergebnisse?
In der Eichgrabner Landschaft gibt es viele artenreiche Wiesen.
Beispiel: Der Pflanzenbestand einer typischen Magerwiese (Biotop Nr. 31, auf privatem Grundeigentum gelegen).

Eichgraben liegt im Quellgebiet des Anzbaches mit seinem Hauptzubringer dem Nagelbach. Diese naturnahen Bachlandschaften mit ihrer Ufervegetation gestalten sowohl den Talboden als auch die Hanglagen mit den zahlreichen Quellgräben.
Beispiel: Pflanzenbestand Bach (Biotop Nr. 7, Grundeigentümer Bund)

Welchen Nutzen hat die Bevölkerung von Eichgraben davon?

Zusammenstellung: R. Bruckböck, M. Götzinger, J. Maralik, G. Waltl; FVV Eichgraben

15) Eichgraben als Biosphärenparkgemeinde (2)
Biotopinventare in Eichgraben


Der geologische und lithologisch/gesteinsmäßige Untergrund und seine Folgen für den Pflanzenbewuchs
(M. Götzinger)

Das Gemeindegebiet von Eichgraben liegt zur Gänze im Bereich der Flyschzone („Sandstein-Wienerwald“). Als Gesteine treten hauptsächlich mittel- und feinkörnige Quarz-Sandsteine auf, sowie mergelige Gesteine. Aufgrund der Verwitterungsvorgänge und des Bewuchses liegen so genannte ABC-Bodenprofile vor: Humusschicht (A), darunter der (lehmige) Verwitterungs-horizont (B) mit Gesteinsresten und darunter der gewachsene Fels (C). Als Tonmineral (in B) tritt hauptsächlich Montmorillonit auf, der durch seine Quellfähigkeit ein wichtiger Wasser-speicher ist. Tonminerale regeln die Wasseraufnahme und die Wasserabgabe im Boden.
Im Bereich von Bachläufen sind häufig mächtigere Lehmschichten (Tonminerale und feiner Sand) angereichert (und wurden lokal für die Ziegelherstellung abgebaut). Das Areal ist meist gut durchfeuchtet.
Auf Bergkuppen hingegen können, auch in Abhängigkeit von der Klüftung des darunter liegenden Gesteins, Trockenstandorte entstehen. Aufgrund dieses Stressfaktors können hier besondere Pflanzengesellschaften auftreten (sog. Trockenrasen).

1) Das Biotopinventar (Auswahl) einer Magerwiese in Eichgraben
Kurze Beschreibung und Lage: südlich des Nagelbaches in steiler Hanglage unmittelbar neben dem Westbahnbogen (Viadukt).

Der Pflanzenbestand:
Typisierung: Aufrechte Trespen-Wiese
Dominant: Bromus erectus (Aufrechte Trespe)

Häufige Vertreter:
            Briza media (Zittergras)
            Holcus lanatus (Wolliges Honiggras)
            Avenuöa pubescens (Flaumiger Wiesenhafer)
            Leontodon hispidus (Steifhaariger Löwenzahn)
            Centaurea jacea (Wiesen-Flockenblume)
            Lotus corniculatus (Gemeiner Hornklee)
            Trifolium medium (Zickzack.Klee)
            Galium cf. album (Weißes Labkraut)
            Plantago lanceolata (Spitz-Wegerich)

Stellenweise häufig: Malva sp. (Malve)

Sonstige Arten:
            Danthonia decumbens (Dreizahngras)
            Orobanche sp. (Sommerwurz)
            Trifolium montanum (Berg-Klee)
            Filipendula vulgaris (Kleines Mädesüß)
            Linum cartharticum (Purgier-Lein)
            Helianthemum nummularium agg. (Gemeines
            Sonnenröschen)
            Polygala comosa (Schopf-Kreuzblümchen)
            Polygala cf. vulgaris (Gemeines Kreuzblümchen)
            Potentilla erecta (Blutwurz)
            Betonica officinalis (Gemeine Betonie = Echter Ziest)
            Chamaecytisus ratisbonensis (Zwillings-Zwergginster)

Besonderheiten:
            Dactylorhiza maculata (Geflecktes Knabenkraut)
            Dactylorhiza majalis (Breitblättriges Knabenkraut)
            Listera ovata (Großes Zweiblatt)
            Orchis morio (Kleines Knabenkraut)
            Scorzonera humilis (Niedrige Schwarzwurz)

Bemerkungen: Der Damm der Hochquellwasserleitung quert diese Wiese; auf diesen steilen
Bereichen gibt es neben den bereits erwähnten Arten
Salvia pratensis (Wiesen-Salbei) und
Carlina acaulis (Silber-Distel).

2) Das Biotopinventar (Auswahl) eines Baches in Eichgraben
Am Südrand des Gemeindegebietes, Fließrichtung erst Ost – West, dann nach Norden

Der Pflanzenbestand:
Bäume:                        Abies alba (Tanne)
                                   Acer campestre (Feld-Ahorn)
                                   Acer pseudoplatanus (Berg-Ahorn)
                                   Aesculus hippcastanum (Roß-Kastanie)
                                   Almus glutinosa (Schwarzerle)
                                   Carpinus betulus (Hainbuche)
                                   Fagus sylvatica (Rot-Buche)
                                   Fraxinus excelsior (Gemeine Esche)
                                   Padus avium (Gewöhnliche
                                   Traubenkirsche)
                                   Picea abies (Gemeine Fichte)
                                   Quercus sp. (Eiche)
                                   Robinia pseudacacia (Robinie)
                                   Salix fragilis (Bruch-Weide)
                                   Salix sp. (Weide)
                                   Taxus baccata (Gemeine Eibe)
                                   Ulmus glabra (Berg-Ulme)

Sträucher:                   Buddleja davidii (Sommerflieder)
                                   Cornus sanguinea (Blutroter Hartriegel)
                                   Corylus avellana (Gemeine Hasel)
                                   Hippophae rhamnoides (Sanddorn)
                                   Ligustrum vulgare (Gemeine Liguster)
                                   Rubus fruticosus (Brombeere)
                                   Sambucus nigra (Schwarzer Holunder)
                                   Symphoricarpus albus (Gemeine
                                   Schneebeere)
                                   Viburnum opulus (Gewöhnlicher
                                   Schneeball)

Kletterpflanzen:          Clematis vitalba (Gemeine Waldrebe)
                                   Hedera helix (Efeu)
                                   Humulus lupulus (Gemeiner Hopfen)
                                   Parthenocissus tricuspidata (Dreilappige
                                   Zaunrebe)

Gräser:                        Elytrigia repens (Gemeine Quecke)

Kräuter:                      Aegopodium podagraria (Giersch)
                                   Anemone nemorosa (Busch-
                                   Windröschen)
                                   Asarum europaeum (Haselwurz)
                                   Cirsium oleraceum (Kohl-Distel)
                                   Galeobdolon luteum (Goldnessel)
                                   Impatiens parviflora (Kleinblütiges
                                   Springkraut)
                                   Iris pseudacorus (Wasser-Schwertlilie)
                                   Lamium sp. (Taubnessel)
                                   Polygonum sp. (Knöterich)
                                   Ranunculus ficaria (Scharbockskraut)
                                   Ranunculus lanuginosus (Wolliger
                                   Hahnenfuß)
                                   Rumex obtusifolius (Stumpfblatt-Ampfer)
                                   Symphytum officinale (Gemeiner Beinwell)
                                   Symphytum tuberosum (Knoten-
                                   Beinwell)
                                   Urtica dioica (Große Brennnessel)

Zusammenstellung: R. Bruckböck, M. Götzinger, J. Maralik, G. Waltl; FVV Eichgraben

16) Die Tierwelt der Wienerwaldbäche: Krebstiere und Wirbeltiere

Zusammenstellung der Tafeln 16 und 17:
Dr. Andrea Waringer-Löschenkohl und
Ao. Univ.-Prof. Dr. Johann Waringer stv. Leiter des Departments für Limnologie und Hydrobotanik, Univ. Wien
A-1090 Wien, Althanstrasse 14 – Biozentrum

https://www.zobodat.at › pdf › DENISIA_0033_0175-0216

17) Die Tierwelt der Wienerwaldbäche: Insekten

https://www.zobodat.at › pdf › DENISIA_0033_0175-0216

Zusammenfassender Text diese Themen betreffend aus dem Internet: www.noe.naturschutzbund.at/PDF/NB Wienerwald 1-2005.pdf

Quellen, Bäche und Nassgallen im Wienerwald
von Gabriele Pfundner
(erschienen in: Naturschutz bunt – Ausgabe 1-2005 )


Gemeinschaftsprojekt von Naturschutzbund NÖ und Bundesforste erforschte Lebensgemein-schaften

Der Wienerwald ist eines der größten geschlossenen Laubwaldgebiete Mitteleuropas. Er ist durch ein dichtes Netz kleiner Fließgewässer und Nassgallen geprägt, das den Wienerwald zu einem äußerst wertvollen Lebensraum macht. Durch forstwirtschaftliche Nutzung und andere Aktivitäten des Menschen werden Feuchtgebiete in vielfältiger Art und Weise beeinflusst. Der NATURSCHUTZBUND NÖ erhob gemeinsam mit den Bundesforsten und der Universität Wien den naturräumlichen Zustand im Einzugsgebiet ausgewählter Bäche und Feuchtgebiete.

Wer kennt ihn nicht, den Wienerwald mit seinen ausgedehnten Wäldern und artenreichen Wiesen? Jedem Spaziergänger sind natürlich auch die Wienerwaldbäche in ihren tiefen, V-förmig eingeschnittenen Tobeln ein Begriff. Sie können, oft nur als kleines Rinnsal im Laub wahrnehmbar, nach jedem heftigerem Regen zu tosenden Bächen anschwellen.

Die Lebensgemeinschaften dieser Bäche, aber auch die ihrer Quellen und der zahlreichen Vernässungsstellen (Nassgallen), die für den Flysch-Wienerwald so typisch sind, waren Mittel-punkt eines Projektes, das der Naturschutzbund NÖ gemeinsam mit den Österreichischen Bundesforsten im Rahmen der Kampagne Wasserleben durchgeführt hat. Dieses im Internatio-nalen Jahr des Süßwassers (2003) initiierte Projekt wurde Ende letzten Jahres abgeschlossen.

Ziel des Projektes war es, den Zustand dieser Wasserlebensräume zu erheben, Einflüsse und Störungen aufzuzeigen und Vorschläge zu einer nachhaltigen Bewirtschaftung dieser Lebensräume zu machen. Die Erhebungen wurden auf Flächen, die sich im Besitz der Öster-reichischen Bundesforste befinden, durchgeführt und die Ergebnisse sollen direkt in die Bewirtschaftungspraxis einfließen.

Zunächst wurden zwei möglichst repräsentative Bachläufe ausgewählt. Die Wahl fiel auf den Kleinhöniggraben, der bei Klaushäuseln in die Kalte Wien mündet, und den Münichbach, der nahe Buchelbach in den Gruberaubach mündet.

Um ein möglichst umfassendes Bild der untersuchten Lebensräume zu zeichnen, wurden insge-samt fünf Organismen(-gruppen) untersucht, die zum Teil in sehr spezieller Weise von intakten Wasserlebensräumen abhängig sind. Neben der Vegetation wurde das Vorkommen von Libellen, Amphibien, Vögeln und des Steinkrebses wissenschaftlich erhoben. Aber nicht nur die Bäche selbst, sondern sämtliche Quellen, Nassgallen und Teiche in deren Umgebung wurden unter die Lupe genommen.

Von Mag. Gabriele Pfundner, Dr. Norbert Sauberer und Dr. Wolfgang Willner, die die Pflanzen-welt entlang der Bäche erhoben, wurden eine Reihe unterschiedlicher Vegetationstypen gefun-den: Quellfluren, Staudenfluren auf kleinen Sand- oder Schotterbänken, Bach begleitende Au-wälder mit Schwarzerlen und Eschen (Winkelseggen-Eschenwald), Stieleichen-Hainbuchen-wälder in Unterhangssituationen, und natürlich der geophytenreiche Waldmeister-Buchenwald, der zum Teil bis an die Bäche heranreicht. Aber auch eine Reihe menschlich bedingter Ersatz-gesellschaften, wie Schlagfluren, Fichtenaufforstungen, Gras- und Stauden-dominierte Vege-tation entlang von Forststrassen- oder Dammböschungen, oder die Bodenverletzungen anzei-gende Blaubinsen-Roßminzenflur waren entlang der Bäche anzutreffen.

Als Besonderheit sei eine Quellflur zu nennen, die von dem potentiell tuffbildenden Moos Cratoneuron filicinum dominiert war, die im Bereich des Münichbaches gefunden wurde.

Von den von Mag. Gabriel Singer untersuchten Libellen wurde auf zwei Quelljungfern-Arten besonderes Augenmerk gelegt. Sie sind typische Arten für die Oberlaufregion der Wienerwald-bäche und gute Zeiger für die Intaktheit des Ökosystems; beide sind in Österreich stark ge-fährdet. Die Larven der Gestreiften Quelljungfer (Cordulegaster bidentata) wurden nur in quell-nahen Bereichen der beiden Bäche gefunden, und auch nur dann, wenn der angrenzende Buchenwald als Hochwald bewirtschaftet wurde. Ihr bevorzugtes Habitat sind Quellbereiche; die Larven leben in seichten Pfützen und sind meist im Schlamm vergraben. In Bereichen mit Schlägen, Jung- oder Stangenholz fehlt diese Art. Sobald andere Störungen, wie Holzrückung im Bachlauf auftreten, verschwindet sie ebenfalls. Larven der noch selteneren Großen Quell-jungfer (Cordulegaster heros), die in etwas tieferem Wasser in gröberem Sediment leben, wurden nicht gefunden. Entlang des Münichbachs konnten jedoch einige fliegende Imagines beobachtet werden.

Unter den Amphibien ist der Feuersalamander (Salamandra salamandra) das Charaktertier des Wienerwaldes. Bei Regenwetter sind die jagenden Alttiere gut zu beobachten. Lebensraum für die Larven bieten jedoch ausschließlich die Oberläufe der Bäche. Gut strukturierte Bachläufe mit ausreichend strömungsberuhigten Abschnitten, eignen sich für diese Art am besten. Die Art der Bewirtschaftung der Wälder ist für den Fortpflanzungserfolg dieses Schwanzlurches jedoch von zentraler Bedeutung. In Folge von Holzschlägerungen stark besonnte Bachabschnitte wer-den von den Weibchen zur Geburt der Larven gemieden. Rohrdurchlässe, die bei Querungen von Forststrassen eingesetzt werden, führen durch Beschleunigung des Abflusses zu schlech-teren Lebensbedingungen für die Feuersalamanderlarven.

Der Grasfrosch (Rana temporaria) nutzt ebenfalls strömungsberuhigte Bachabschnitte zur Eiab-lage. Als regelrechte „Paradiese“ für den Grasfrosch erwiesen sich jedoch kleine künstlich angelegte Teiche im Bereich des Münichbaches. In diesen künstlichen „Biotopen“ fanden Dr. Andrea Waringer-Löschenkohl und Franziska Werba knapp 2400 Laichballen, gemeinsam mit den Gelegen im Bach und in natürlichen temporären Gewässern entspricht dies einer Gesamt-population von 5480 (!) geschlechtsreifer Tiere. Neben dem Grasfrosch konnten in den künst-lichen Teichen die Gelbbauchunke, der Bergmolch, der Alpenkammmolch, der Teichmolch, der Springfrosch und der Laubfrosch nachgewiesen werden.

Ein sehr interessantes Bild ergab sich bezüglich des Vorkommens des Steinkrebses (Austro-potamobius torrentium), einer in Österreich relativ weit verbreiteten Flusskrebsart, die im Wienerwald eines seiner wichtigsten Rückzugsgebiete hat. Obwohl sich die beiden Bäche in ihrer Eignung als Steinkrebshabitat kaum unterscheiden, fand Dr. Erich Eder im Oberlauf des Münichbaches eine weitgehend intakte Population , im Kleinhöniggraben fehlten diese Tiere jedoch gänzlich. Die Erklärung dafür ist wohl in der Krebspest zu finden, einer Krankheit, die sich seit dem vorletzten Jahrhundert ausbreitet und Krebspopulationen vollständig vernichten kann. Diese Krankheit wird unter anderem von ausgesetzten aus Amerika stammenden Signalkrebsen, die selbst pestresistent sind, übertragen. Da im Wienfluss und im Wienerwald-see Signalkrebse gefunden wurden, ist eine Übertragung der Krankheit durch diese mit Sicherheit anzunehmen.

An Wasserlebensräume gebundene Vogelarten wie die Bachstelze, die Gebirgsstelze und die Stockente wurden jeweils mit Schwerpunkt im besiedelten Gebiet festgestellt. Im Bereich des Münichbaches konnte auch der Schwarzstorch auf Nahrungssuche angetroffen werden. Insgesamt beobachteten Mag. Norbert Teufelbauer und Hans-Martin Berg bei Begehungen der Bäche und ihrer Umgebung 56 Vogelarten, wobei die Revierdichten entlang der Bäche höher waren, als im Wald ohne Gewässer.

Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen wurden zu einer Reihe von Vorschlägen zusammenge-fasst, die eine naturnahe und nachhaltige Bewirtschaftung der Wasserlebensräume gewähr-leisten sollen. So ist der vollständige Schutz von Quellfluren und Nassgallen von größter Wichtigkeit. Weiters wird das Belassen eines ungenutzten Altholzstreifens entlang der Bäche vorgeschlagen. Vorschläge für eine extensive Nutzung mit langen Umtriebszeiten, die Wahl standortsgerechter Baumarten und das Belassen von Totholz der Bachauen, Kriterien für eine schonende Holzbringung, den naturverträglichen Bau und die Instandhaltung von forsttechni-schen Anlagen sowie wasserbauliche Maßnahmen vervollständigen den Maßnahmenkatalog.

Um all diese Maßnahmen auch in die Praxis umzusetzen, ist in Zusammenarbeit mit den Öster-reichischen Bundesforsten die Herausgabe eines Folders geplant, der dem Förster vor Ort Anhaltspunkte zu einem nachhaltigen Umgang mit den Wasserlebensräumen gibt. Es ist zu hoffen, dass diese Praxis Schule machen wird und von anderen Forstbetrieben übernommen wird.

Mag. Gabriele Pfundner
NATURSCHUTZBUND NÖ
gabriele.pfundner@naturschutzbund.at

NATURSCHUTZBUND NÖ
Alserstraße 21/1/8 - 1080 Wien - Tel. 01-402 93 94 - Fax. 01-402 92 93
E-Mail: noe@naturschutzbund.at

Wienerwaldmuseum Eichgraben
A-3032 Eichgraben, Hauptstrasse 17


Öffnungszeiten:
Mi., Do.: 8-12:00 Uhr
Sa. u. Feiertag: 14-17 Uhr,
So.: 10-12, 14-17 Uhr

Tel.: 02773/46904
www.wienerwaldmuseum.at
e-mail: info@wienerwaldmuseum.at